wie´s auf Sardinien so war

von börni 12. Aug 2008 19:51

übrigens wissen wir jetzt, dass der wal, den wir gesehen haben ein POTTWAL war.

soweit so gut, in Sardinien ist das wasser auch nass, der große unterschied zu Sizilien ist, daß die starken winde aus nordwest kommen. man hat es hier mit dem alten Mistral zu tun. auf seine rechnung gehen ein kaputtes vorsegel und meine liebgewonnene Antonio Strano- kappe aus Italien. um der aufklärung willen: Antonio Strano ist nicht etwa ein Mailänder modemacher, sondern der papa von Nicola, unserem schlosserfreund aus Catania. die haben die dinger zu hauf als werbegeschenke rumzuliechen.

das mit dem segel hat die Jule mitbekommen. die erste einer langen reihe von freunden. die uns im norden Sardiniens besucht haben. hat alles ganz harmlos mit einem besäufnis auf der Foxtrott angefangen. die Foxi ist das stolze schiff von Durino alias Hartmut dem Hessen. er fährt chartergäste durch die schönen und zahlreichen buchten von Sardinien. einmal waren es 6 Chinesen ohne kontrabass, dafür mit gitarre und einem beatels- und alles andere singenden frisch verheirateten mann namens Jon, der bis jetzt Europa nur durch den fernseher gesehen hatte. wir hatten viel spass und viel bier mit ihnen. auf jeden fall hatte sich am nächsten tag unser kater noch lange nicht verzogen, als wir in aller frühe von unserer boje ablegten um uns vor dem bezahlen zu drücken. wir wussten schon, daß es blasen wird und hatten uns nur eine kurze etappe in eine gut geschützte bucht ausgesucht. aber das es gleich soo blasen musste! unerhört. wir hatten paar mal böen bis windstärke 10 !! was das für landratten bedeutet müsst ihr euch selber irgendwie klarmachen, uns hat es eine spitzengeschwindigkeit von ganzen 10 knoten und anschliessend ein kaputtes segel beschert. Jule hat einiges mit uns mitgemacht, wir hatten aber auch viel schöne entspannte zeit aufm boot, oder Jule ?

danach kam Rene mit echt berliner weißwürschten und bestem süssem sempf dazu. zum glück ist Eva der spibaum auf den linken großen zeh gefallen. zu meinem glück war Rene dabei, der mich von dem mast, auf dem ich gerade mal wieder rumgeklettert bin, abseilen konnte. denn Eva musste erst einmal die überreste von ihrem fuß einsammeln und hätte mich einfach da oben hängen lassen. zum glück für Rene musste er nur eine sehr kurze und gutmütige sturmfahrt mitmachen, denn mit einem doppelt so großem zeh segelt es sich nicht, wie man zunächst denken sollte, doppelt so gut. um sich mit Evas schmerzendem fuss solidarisch zu erklären, hat sich Rene mindestens 40 mal am tag seinen kopf an ein und derselben ecke am niedergang angehauen. am 3. tag wussten wir nicht mehr, wer mit uns spricht, Rene oder seine beule. also haben wir uns einfach nur ultragemütliche buchten gesucht, und uns dem essen gewidmet. es gab die schon erwähnten weißwürscht, wunderbare selbstgespätzelte käsespätzle und viele andere exotischen dinge. die 4 tage mit ihm gingen jedenfalls viel zu schnell vorbei, und mit dem gleichen Easyjet, mit dem Rene wieder nach Berlin geflogen ist, sind ne stunde vorher Kathrin, Dan und Milan angekommen. wir sind das erste mal längere zeit zu fünft unterwegs. obwohl Milan erst 5 jahre alt ist, ist er keineswegs eine halbe portion. er hat sich als schiffsjunge sehr gut gemacht und immer wieder fleissig den anker hoch und runter gefahren, mir beim angeln geholfen und uns pflichtschuldig schon früh morgens aus dem bett geholt um einen neuen tag zu beginnen, damit wir auch ja nichts tolles verpassen. Kathrin, Dan, Eva und ich haben lange die vor- und nachteile einer dritten portion eis diskutiert während Milan wie hypnotisiert daneben saß und schleckte. auch sonst haben wir uns einen flexiblen und schönen strandurlaub gegönnt. aahhhhhh.... zum ersten mal so richtig entspannend. die highlights waren liegestühle und sonnenschirme, italienisches karaokeprogramm in der hafenbar, einen abend aufm rummel und Dan, der es geschafft hat 10 tage lang nicht auf unser - zugegebenermassen heikles - klo zu gehen. zum abschied haben es Kathi und Dan in Olbia tatsächlich geschafft, uns ein erstes mal “cozze“ zu kredenzen, was eine italienische spezialität ist und übersetzt miesmuschel heisst.

dann gab es noch einige immerwiederkehrende abschiedsparties auf verschiedenen booten, mit Durino und seiner freundin Agnes, Dirk, dem skipper der Yavanna, den wir in der Karibik wiedertreffen wollen, und natürlich mit Giuseppe. der hat uns nämlich am ersten tag als wir in Olbia angekommen sind unter die arme gegriffen und uns in die zona industriale gefahren um ersatzteile zu besorgen, hat uns ausserdem ein vortreffliches sonnendach fürs boot geliehen und Evas fuß zum arzt gebracht. hoffentlich sehen wir sie alle, und auch die, die wir sonst noch so kennengelernt haben irgendwann wieder.

das könnte jetzt noch ewig so weiter gehen, aber die see ruft und wir müssen weiter.

auf nach ... ich glaub Sardinien heisst es !

von börni 30. Jun 2008 22:39

war ganz gut wie es war, michele hat uns einen platz im kleinen fischereihafen quasi mitten im dorf organisiert und da haben wirs uns dann 3 wochen sehr gemütlich gemacht. doch irgendwann war die zeit gekommen uns loszureissen und einem neuen ruf zu folgen. dieser hat uns nach Sardegna gelockt, wo warscheinlich die ganzen sardinen herkommen!

aber nicht ohne giro nach Filicudi, wo Enzo uns noch ein unglaubliches letztes abendmahl bereitet hat. obendrein hat er einige wichtige ersatzteile auf unsere teller gelegt, die er aus Catania mitgebracht hatte, weil sie auf Lipari nicht zu bekommen waren.

am 23.06.08 um 16.30 fahren wir los und fahren... und fahren ...und fahren... und wenn wir nicht angekommen wären, würden wir immer noch fahren. eigentlich ziemlich ereignislos. das wasser war blau, das wetter gut und das einzige, was wir getan haben, war zuzusehen wie Onkel Franz, unser neuer automatischer windpilot, und abwechselnd sein kleiner elektrischer bruder gesteuert haben. klasse, ein stück mehr das endlich funzt wie am schnürchen. nachts haben dann auch wir uns abgewechselt, ein auge nach vorne und eins aufs onkelchen. noch zu erwähnen wäre höchstens ein 8 oder 10 meter langer wal, der genau an der stelle aufgetaucht ist, an der wir eine minute davor eine badepause eingelegt hatten. offenbar ein sehr neugieriges vieh, genau wie die paar meeresschildkröten und die vielen delfine die uns auf unserem weg besucht hatten. man ist auf dem meer gar nicht so alleine wie man denken möchte.

nach 62 stunden und 260 seemeilen hat sich unser anker auf sardischem boden eingegraben und ich glaube, es hat auch ihm gefallen.

Sardinien ist.......................................... tja verpasst nicht die nächste folge, wenn es wieder heißt: Kismet und die sieben meere

neues jahr neues glueck diesmal von Boerni

von eva merker 10. Jun 2008 12:40

pause muss sein !!!

im winter haben wir in Bayern all unsere wehwehchen ausgeheilt, viele neue tolle spielsachen zusammen gesammelt und sogar ein bisschen gearbeitet. eines tages mitte märz ging´s dann mit einem voll geladenen vw bus so plötzlich los, daß für mich leider keine zeit mehr war, haare zu schneiden und in unserem winterlager ordnung zu machen. darüber hätte ich mir damals mehr gedanken gemacht, wenn ich gewusst hätte, daß ich bis heute nicht zu einem vernünftigen haarschnitt kommen würde.

wie auch immer ( oder auch comunque wie der Italiener so sagt ) sind wir gut in Catania angekommen, Papa hat nach ein paar tagen das auto heimgefahren und wir haben auch nur lächerliche zwei monate gebraucht um den albtraum vom letzten jahr in den traum von diesem jahr zu verwandeln. wir haben auch guten kontakt zu verschiedenen ansässigen gepflegt und sogar aus lauter freundschaftlichkeit eigenartige kulinarische grausamkeiten aus dem catanischen meer probiert und tapfer gelächelt. wir haben nicht alles geschafft was es am schiff zu machen gab. aber nur damit uns später nicht so schnell langweilig wird. ausserdem wollten wir los um Evas mama und tante auf Lipari , einer der Äolischen Inseln, zu treffen. die erste fahrt nach Milazzo war ungeheuerlich, und zwar ungeheuerlich schnell. wir haben 90 seemeilen in 14 stunden zurückgelegt. ein ergebnis, das auch für eine 24-stunde-etappe, ein sogenanntes etmal, nicht das schlechteste wäre. es scheint fast so als ob unser altes schiffchen die pflege genossen hat und sich dafür mit richtig sportlichen segelleistungen bedanken will.

für die, die es interessiert: wir haben zwei lecks im rumpf gestopft und dann das ganze schiff mehrfach unheimlich liebevoll gestrichen; gut einen drittel alten plunders in gute hände in Catania gegeben; den mastfuß mit einer schönen dicken stahltraverse verstärkt; einen neuen alu grossbaum montiert; die alten wantenspanner gegen neue ausgetauscht; die motorkühlung direkt amtlich auf vordermann gebracht; einen neuen wind- und autopilot hi gschraubt; und uns noch ne menge blutige finger bei anderen kleinigkeiten geholt.

von Milazzo bis Lipari war es dann nur noch ein katzensprung und, oh wunder, wir waren rechtzeitig zu unserem appuntamento angekommen.

am montag den 12. mai kamen Rosemarie und Barbara an bord.

wir lagen in einer wunderschönen bucht auf der insel Vulcano vor anker, und wetterten einen steifen wind aus der Sahara, den Schirokko ab. um die gemüter zu festigen haben wir immer wieder betont wie toll unser anker eigentlich ist und eine riesige fresskiste mit sizilianischen spezialitäten ( darunter auch einige trinkbare ) aufgemacht, die uns Enzo, ein freund aus Catania mit einem grossen stahl-zweimaster, mit auf den weg gegeben hat. nach einigen tagen sollte sich herausstellen, dass das nicht der einzige sturm bleiben würde, sondern sich im mai Schirokko und Ponente ( ein sturm aus westen ) nahezu abwechseln, was die einheimischen als einen krieg zwischen den beiden winden bezeichnen. wir haben mehrere boote beobachtet die sich vom anker losgerissen hatten, eines davon ist sogar schnurstracks auf die felsen gedonnert. bis jetzt hatten wir immer glück und einen wirklich mächtig guten anker ! ist er wirklich so gut ? irgendwie schon aber auf dem meer ist auch gutes material keine versicherung. eines morgens nämlich, wir sind noch nicht mal mit einem auge richtig wach, dreht der wind sehr plötzlich um 180 grad und schickt uns einige sehr heftige ablandige böen. ich geb mir sogar einen ruck und klettere aufs deck um mal zu kucken. ganz gut was ich da sehe, ich geh zufrieden wieder in mein warmes bett UAHHH. gute nacht. es rumpelte und pumpelte am anker und klang eigentlich so wie immer wenn paar dickere wellen ankommen. aber irgendwas war dann doch anders als sonst und gehe noch mal an deck. UUAAAHHHHH ruf ich und das war diesmal kein gähnen. auch unser anker hatte sich tatsächlich losgerissen . wir sind wohl gott sei dank erst mal raus aufs mehr getrieben um dann 500 meter weiter südlich wieder an land gespült zu werden. der anker fasste nicht und veranstaltete dreissig meter unter uns einen irren lärm als er über die felsen geslippt ist. seitdem kann ich den ankeralarm an unserem gps gerät bedienen und schalte ihn auch in der allerruhigsten bucht an.

daannnn

zusammen mit Mama und Barbara sind wir auf sind auf den krater von Vulcano gestiegen und wurden von den schwefeldämpfen ein bischen dumpf im kopf. was wir aber mit einem sehr gesunden nach faulen eiern stinkenden naturschlammbad aus einer heissen quelle wieder wett gemacht haben. von uns ging so ein gestank aus, dass meine drei mädels den vielen lüstlingen in den italienischen strassen ganz gut ausgekommen
sind.

zwei oder dreimal haben wir die segel auf ne kleine spritztur zwischen den inseln hochgezogen, und sogar eine grotta di cavallo mit dem beiboot erkundet. die drei sind dann noch mit nem ausflugsdampfer nach Stromboli, dem ganz aktiven vulkan, gefahren um die feuerroten ausbrüche zu sehen, und ein anderesmal mit dem auto rund um und über Lipari. was sie auf ihren entdeckungstouren so über die insel erfahren haben ist ein zitat wert: „Lipari ist die geologisch komplizierteste insel; in der vergangenheit hat es hier keine vulkanischen parozysmen gegeben sondern nur postvulkanische aktivitäten, mit ausnahme einiger quaternären und überschwemmten depotzonen.“ aha. sooo schnell kann ne woche rum gehen !!

der abschiedsschmerz ist gott sei dank nicht so gross weil gleich am nächsten tag mein papa zu uns aufs boot kommt. er macht auch die obligatorische dampferfahrt nach Stromboli, trifft einen alten klassenkamerad und bringt uns ein paar italienische wörter näher. dann gehen wir auf tour und fahren von Lipari nach Salina, eine insel die aus einem erloschenen zwillingsvulkan besteht. ankern an der westküste in einer einsamen bucht. einige uralte fischer- oder räuber-steinhütten sind höhlenartig in die steilküste eingearbeitet und trotzen dort wohl schon mehrere hundert jahre wind und welle.

am nächsten tag besuchen wir Enzo in seinem zweithäuschen auf Filicudi. wird schon fast langweilig schön, wir entdecken weitere höhlen mit dem beiboot, umrunden einen 80 meter hohen monolithischen stein mitten im meer und gehen in Enzos rustikalen häuschen abendessen. die muscheln für die sosse pflücken wir vorher eigenhändig von den felsen. die hütte liegt etwa hundert meter über dem meeresspiegel und ist nur über einen gefährlichen fussweg zu erreichen, den Enzo selber angelegt und in den stein gehauen hat. alles ganz nah am abgrund und oft rutschig und geröllig. nichts um nachts besoffen nach hause zu flanieren. die schnellste strasse ins nächste dorf ( zweieinhab stunden zu fuss ) , gleicht auch eher einem wildwechsel als einem wanderweg. will sagen es war wirklich idyllisch. Papa verläst uns, und lässt uns mit den immer wiederkommenden stürmen alleine, die in böen immerhin windstärke neun erreichen. wir beschliessen jetzt erstmal nur noch je nach sturmrichtung zwischen den geschützten plätzen auf Lipari und Vulcano hin und her zu fahren, besseres wetter abzuwarten, ein paar sachen am schiff zu machen und viel bier mit Michele zu trinken. er wohnt auf Lipari, ist halber sizilianer, halber schweizer und ein toller kumpel den wir letztes jahr in Catania kennengelernt haben.

etc.......

Catania

von eva merker 10. Jun 2008 12:33

nachdem wir die zwei verabschiedet haben und uns die Äolischen Inseln noch ein bisschen genauer angeschaut haben, gehen wir auf kurs richtung Kroatien, wo wir das schiff ins winterlager stellen wollen.

aber wie schon so oft, hat das schicksal einen anderen weg für uns geplant. hier eine kurze zusammenfassung der ereignisse vom 28. september 2007:

WIR LIEGEN VOR DEM HAFEN VON MILAZZO, SIZILIEN, VOR ANKER UND WOLLEN HEUTE REGGIO CALABRIA AM ITALIENISCHEN FESTLAND ERREICHEN

07.00 ANKER AUF

11.00 WIR ERREICHEN DIE STRETTO DI MESSINA; DIE MEERENGE ZWISCHEN SIZILIEN UND DER STIEFELSPITZE HABEN WINDSTÄRKE 5 UND 4 KNOTEN STRÖMUNG MIT UNS

12.00 WIR KOMMEN GUT VORAN UND BESCHLIESSEN NICHT WIE GEPLANT REGGIO CALABRIA ANZULAUFEN SONDERN 20 SEEMEILEN WEITER SÜDÖSTLICH PORTO SALINA

14.00 DER WIND FRISCHT AUF; 6-7 BEAUFORT; WIR WOLLEN DAS GROSSSEGEL REFFEN, MÜSSEN ABER VORHER NOCHEINMAL HALSEN UM ABSTAND VON DER KÜSTE ZU BEKOMMEN: BEI DER HALSE BRICHT DER GROSSSCHOTBESCHLAG AM BAUM UND DER BAUM RAUSCHT AUS; WIR HABEN KEIN GROSS MEHR ERST VIEL SPÄTER STELLEN WIR FEST,DASS DER BAUM BEI DEM MANÖVER ANGEBROCHEN IST

14.30 WIR SIND TROTZ KLEINER FOCK ZU SCHNELL UND DIE WELLEN WERDEN IMMER HÖHER; DAS NACHGESCHLEPPTE DINGI LÄUFT MIT WASSER VOLL EHE WIR REAGIEREN KÖNNEN REISST DIE LEINE AUFGRUND DES GEWICHTS

14.45 BEIM VERSUCH DAS DINGI UNTER MASCHINE EINZUFANGEN STOPPT DIE SCHIFFSSCHRAUBE PLÖTZLICH; WIR VERMUTEN EIN KAPUTTES GETRIEBE WINDSTÄRKE 7-8, HOHE WELLEN, KEIN GROSSSEGEL, KEIN MOTOR UND KEIN DINGI MEHR;

15.30 ENDLICH SCHAFFEN WIR ES NUR MIT FOCK DAS DINGI ZU BERGEN; EIN UNGEHEUERLICHER KRAFTAKT

16.30 UNSER ANGESTEUERTER HAFEN LIEGT IN DER LANDABDECKUNG: SCHLAGARTIG LÄSST DER WIND NACH

17.00 WIR ERREICHEN GERADE NOCH PORTO SALINA; DER IST ALLERDINGS MIT SAND ZUGESPÜLT UND DIENT NUR NOCH ALS FISCHEREIHAFEN; WIR KÖNNEN NICHT EINFAHREN; DURCH EINE HOHE DÜNUNG AUS SÜDEN TREIBEN WIR RICHTUNG FELSKÜSTE

17.15 DA WIR OHNE WIND UND MOTOR MANÖVRIERUNFÄHIG SIND, RUFEN WIR PER FUNK UM HILFE

18.00 DIE GUARDIA COSTIERA KOMMT; ABER SIE KÖNNEN UNS NICHT SCHLEPPEN: UND MIT EINEM SPEZIELLEN SCHLEPPER KOSTET ES 4.000 EURO WIR REPARIEREN NOTDÜRFTIG DAS GROSS

19.00 MIT EINER LEICHTEN BRISE SCHAFFEN WIR ES ZURÜCK IN DIE STRASSE VON MESSINA; WOLLEN VERSUCHEN REGGIO CALABRIA ANZULAUFEN HALTEN HALBSTÜNDLICHEN FUNKKONTAKT ZUR KÜSTENWACHE UM UNSERE POSITIONEN DURCHZUGEBEN

19.30 PLÖTZLICH STARKWIND; GEREFFTES GROSS UND KLEINE FOCK; HOHE WELLEN, WINDSTÄRKE 7-8 AUS NORD; KEINE CHANCE DEN HAFEN VON REGGIO CALABRIA GEGEN DEN WIND ZU ERREICHEN

20.00 ALTERNATIV KÖNNTEN WIR DEN HAFEN VON CATANIA 40 MEILEN ENTFERNT AN DER SÜDOSTKÜSTE SIZILIENS ANSTEUERN; DIESER SCHEINT UNS GROSS GENUG UM UNTER SEGELN EINFAHREN ZU KÖNNEN; GEBEN DER KÜSTENWACHE BESCHEID

23.00 8-9 BEAUFORT! BEI DEN HOHEN WELLEN TAUCHT DER BAUM STÄNDIG INS WASSER; WIR STREICHEN DAS GEREFFTE GROSS GANZ; NUR NOCH KLEINE FOCK; SIND BIS AUF DIE HAUT NASS, AN SCHLAF IST NICHT ZU DENKEN, ES GIBT STÄNDIG WAS ZU TUN HABEN FUNKKONTAKT MIT 3 LEUTEN: KÜSTENWACHE, HAFEN, WETTERSTATION

00:00 WIR BEKOMMEN EINE BOJE VOR DEM HAFEN CATANIA ZUGEWIESEN

02.00 IN DER LANDABDECKUNG LÄSST DER WIND WIEDER NACH; WIR SETZEN GENUA UND GROSS

03.00 DER WIND SCHLÄFT WEITER EIN: IRGENDWANN DÜMPELN WIR NUR NOCH UND VERSUCHEN IRGENDWIE DAS BOOT VON DER KÜSTE WEGZUSTEUERN

06.00 ENDLICH DÄMMERUNG NÄHERN UNS DEM HAFEN CATANIA IMMER NOCH KEIN WIND UND HOHE DÜNUNG DIE UNS RICHTUNG WELLENBRECHER TREIBT

07.00 KÖNNEN DIE BOJE MIT DEM FERNGLAS NICHT ENTDECKEN; AUCH KEINE ANDEREN SCHIFFE BÖRNI FÄHRT MIT DEM GERETTETEN DINGI VOR UM DIE BOJE ZU SUCHEN, NATÜRLICH GEHT DABEI DER AUSSENBORDER KAPUTT; KEINE BOJE ZU SEHEN, ER RUDERT ZURÜCK

07.30 DIE HAFENEINFAHRT IST NOCH WEIT ENTFERNT, DIE FELSEN SCHON NAH: ES WIRD LANGSAM ZIEMLICH ENG; WIR SIGNALISIEREN DEN FISCHERBOOTEN UNSERE AUSSICHTSLOSE SITUATION UND BEREITEN DEN ANKER FÜR DEN NOTFALL VOR; NACH 30MIN KOMMT DOCH NOCH EIN BOOT UND WILL UNS IN DEN HAFEN SCHLEPPEN

BEI DER FAHRT BLOCKIERT PLÖTZLICH DAS RUDER; ALS BÖRNI IN DEN MOTORRAUM KLETTERT, TRIFFT IHN FAST DER SCHLAG: DIE MOTORWELLE RUTSCHT NACH HINTEN RAUS! SOVIEL ZU DEM KAPUTTEN GETRIEBE

ER BEFESTIGT DIE WELLE NOTDÜRFTIG UND WIR VERSUCHEN DEN FISCHERN MIT HAND UND FUSS ZU DEUTEN, DASS SIE IHRE GESCHWINDIGKEIT DROSSELN MÜSSEN; WÜRDEN WIR DIE WELLE VERLIEREN, HÄTTEN WIR EIN ZIEMLICH GROSSES LOCH IM RUMPF UND EIN NOCH GRÖSSERES PROBLEM

08.00 WIR SIND ENDLICH SICHER IM HAFEN: WIR BEZAHLEN DEN FISCHERN BERGUNGSGELD UND LEGEN UNS ERSCHÖPFT UND MIT WACKELIGEN KNIEN IN DIE KOJE

die sechs wochen von Catania. von Börni

ich weiss nicht ob euch die letzte geschichte gefallen hat, auf jeden fall reden die Catanesen so gerne, dass am nächsten tag rund um den hafen so ziemlich jeder über uns bescheid wusste. nur war das wasser auf unserer letzten fahrt noch lang nicht alles was wir zum aufwirbeln hatten. zum beispiel haben wir Michele kennengelernt, einen Sizilianer aus Lipari der in der Schweiz aufgewachsen ist. er hat uns bei sauftouren ein paar seiner ehemaligen maffiakollegen vorgestellt, was uns auch später noch bei vielen gelegenheiten ein bisschen geholfen hat. zum dank hat eva die leute hier mit einem spektakulären sturz vom boot auf den steg belohnt. mit krankenwagen, blaulicht, menschenmassen und allem was so dazugehört. sie hat sich auch extra zum ersten mal in ihrem leben eine ganze nacht ins krankenhaus gelegt. und spätestens jetzt waren wir ein besserer gesprächsstoff als es ein kürzlich gelandetes ufo gewesen wäre. da sieht man mal wieder, auf regen folgt sonnenschein. wir hatten dort einen guten start gehabt und auch evas verletzung hat gott sei dank keine bleibenden schäden hinterlassen. es war schnell klar, dass wir dieses jahr nirgends mehr hinsegeln werden und so taten wir, was wir schon lange hätten tun sollen. jeden tag eine halbe stunde italienisch lernen. wir mussten das boot an land bringen um die motorwelle zu reparieren, das unterwasserschiff zu malen und so weiter. von unserer werft aus konnten wir den schneebedeckten Ätna sehen, der uns irgendwie an zuhause erinnert hat. so sind wir dann mitte november aufgebrochen um bayern grüss gott zu sagen. aber nicht ohne uns von unserer süssen bootskatze Giuseppe und unseren neuen freunden mit einem bayerischen schmankerlabend zu verabschieden.


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