rundherum blau
9. Jan 2009 21:04kurze zwischeninfo : ihr muesst euch die reihenfolge der fotos selber zusammenpuzzeln. wir kriegen das nicht so hin. sie werden bei jedem versuch anders zusammengewuerfelt. trotzdem viel spass beim kucken !
von gomera nach tobago ausgerüstet mit einem 8 kilo schweren, getrockneten schweinefuss ( bester seranoschinken ), viel parmesan, säckeweise selbst getrocknete apfelringe sowie bananenstückchen, und einem halben gemüsestand, sind wir aufgebrochen. ein teil unserer laderäume war natürlich ausschliesslich für schokolade, lebkuchen, kekse, einen christstollen für weihnachten und allerlei anderem zuckerwerk reserviert. es war18.00 uhr des 21.november, als wir in san sebastian auf gomera die leinen losmachten und in den sonnenuntergang segelten. die ersten paar tage waren dann aber absolut nicht so märchenhaft, vor lauter schaukeln haben unsere augen das kullern angefangen. dann frischte der wind endlich auf, die wellen wurden grösser aber auch länger und vor allem regelmässiger. unseren bäuchen ging es dann schnell besser und unseren köpfen auch, denn wir sind mit grossen schritten vorangekommen. unsere nächte waren mondlos mit bedecktem himmel und so stockdunkel wie in einer schatzkiste. nur in der bug- und heckwelle glitzerten die planktonstückchen im wasser, und einmal sahen wir delfine, bzw. ihre umrisse, denn das wasser um sie herum, das aufgewirbelt wurde, leuchtete durch das plankton wie tausend sterne und ein langer glitzernder schweif verfolgte sie – vielleicht doch ein bisschen wie im märchen.....
nach 8 tagen kommen wir am 29.11 in mindelo auf sao vincente an. wir bleiben nur 3 tage um vorräte aufzufüllen und nicht völlig aus dem mühsam angeschaukelten rhytmus zu geraten. recht viel mehr gibt es von den kapverden daher nicht zu berichten, jedenfalls nicht von uns.
am 02.12 geht unsere private regatta mit der zeit los, denn wir wollen unser weihnachtsgebäck möglichst unter einer grünen palme auf weissem sand am türkisfarbenen meer vernaschen. wenn ihr euch nach dem blick in den atlas ein bisschen über unseren umweg nur wegen 3 tagen landgang wundert, dann liegt das daran, dass ihr vielleicht über die windsysteme dieser unseren schönen erde nicht so gut bescheid wisst. man sollte nämlich von den kanaren aus erstmal weit in den süden fahren um auf die passatwinde zu treffen, die einen schnurgerade in die karibik blasen. so ungefähr hat das der olle kolumbus damals auch gemacht
allerdings, so schnurgerade ging es dann leider doch nicht. nur die ersten und letzten paar tage waren klassisches passatwindsegeln. um genau zu sein, hatten wir in diesen tagen nichts weiter zu tun als ab und zu mal unsere position vom gps abzulesen und zu notieren. so zum spass hab ich mal den sextanten herausgeholt. und nach ein paar versuchen hab ich die geografische breite ganz gut hingekriegt ( bestes ergebnis um 2 meilen genau ), nur die länge war nicht zu gebrauchen ( bestes ergebnis um 50 meilen ungenau ??????? ). schwamm drüber. es gibt keine unzulänglichkeiten, die man nicht ignorieren könnte.
aber wie gesagt, das waren nur ein paar von den 22 tagen, die wir von mindelo bis tobago gebraucht haben. wir sind insgesamt 2202 meilen weit immerzu bergauf und bergab gefahren. es ging aber auch ca. zwei wochen lang nach links oder nach rechts, denn die meiste zeit hatten wir miserabel wenig wind, dafür aber ständig regen und gewitterwolken die von hinten kamen und denen wir aus naheliegenden gründen aus dem weg gehen wollten. leider war das nicht immer möglich, im schnitt haben uns am tag 2 bis 3 solcher mit starken böen einhergehenden wolkenbänke gestreift. sie haben mit ihrem wasserfallartigen regen das unmögliche möglich gemacht und das aufgewühlte meer förmlich glatt gehämmert. so etwas sieht man nicht alle tage! alles in allem verliefen diese 2 wochen unseres lebens so, dass wir tag und nacht etwa alle 1 bis 3 stunden etwas an den segeln ändern mussten, entweder nur um sie auf die andere schiffseite zu bringen um den wolken auszuweichen, oder, wenn das keinen sinn hatte, die grossen leichtwindsegel so klein machen damit die böen uns nichts anhaben konnten. oftmals sind wir erst ausgewichen um dann doch noch die segel zu reffen. war ein bisschen kräfte- und nervenraubend, weil wir einfach nicht zur ruhe gekommen, und obendrein, was noch viel schlimmer war, nur langsam vorangekommen sind. ein oder zweimal haben wir die segel sogar ganz runtergenommen. denn obwohl der wind mit dem wir gesegelt sind kaum vorhanden war, kamen diese finsteren wolken mit enormen tempo und kräftigen böen.
so ist traurigerweise auch Pedro abhanden gekommen. Pedro war ein rabenweisser stelzvogel, der uns mitten auf dem atlantik besuchen kam und uns wohl als rettungsfloss angesehen hatte. er muss irgendwie abgetrieben sein oder hat nachts nicht mehr gesehen wie es nach hause geht und ist planlos über das meer gestreift bis er uns endlich endeckt hat. drei tage hat er sich von uns verwöhnen und sogar ein bisschen zähmen lassen, bis dann eines nachts ein besonders heftiges gewitter über uns herzog und ihn mit sich nahm. schade, wir hatten ihn wirklich ins herz geschlossen (obwohl er gnadenlos alles vollgekackt hat).
an tierischem ist uns ansonsten nur eine kleine gruppe noch kleinerer wale begegnet, so kitschig mit sonnenaufgang auf der einen seite und regenbogen auf der anderen. ausserdem noch einige goldmakrelen die sich zu ihrem nachteil zu sehr für unsere angelhaken interessiert haben.
unsere highlights waren abends die ??? oder irgendein anderes hörspiel zu hören und, dass 4 tage bevor wir land sichteten, der wind endlich kam. und das, nachdem wir uns schon damit abgefunden hatten, dass wir weihnachten an bord feiern werden. der passat kam mit windstärke 6 und hat uns zu einem schnitt von knappen 6 knoten verholfen. die höchsten wellen waren schätzungsweise 5 meter hoch, sehr lang und auch ein bisschen konfus, was sehr an das hügelige voralpenland erinnert hat.
früh morgens am 24.12. schalten wir nach einer schlaflosen nacht, die wir bei viel wind und welle, starker strömung und diversen sandbänken und riffen um tobago herumgesteuert sind, den motor ein, um uns neben ein großes korallenriff zu legen. wir werfen den anker und schlafen erschöpft und glücklich ein. zum ersten mal seit ner halben ewigkeit wieder so richtig lange am stück und beide gleichzeitig.
und dann nachmittags endlich: land! fester boden unter den füssen!
es tut wirklich gut nach so langer zeit, allerdings haben wir darauf verzichtet auf die knie zu fallen und unsere gesichter im sand zu vergraben
die landschaft ist so schön wie im reiseprospekt und langsam fällt die anspannung der reise von uns ab und wir sind froh, dass die ungewissheit, ob wir es rechtzeitig bis weihnachten schaffen oder nicht, ein ende hat. ich glaube wir haben jeden tag mindestens einmal nachgerechnet und gegrübelt wie viel wind wir ab wann brauchen um unser weihnachtsgeschenk , nämlich die insel tobago, noch unterm christbaum auspacken zu können.