Neapel,Stromboli und lieber besuch

von eva merker 10. Jun 2008 12:32

unsere ankerwinde gibt den geist auf. das heisst, wir müssen so schnell wie möglich nach Neapel und uns eine neue oder neue gebrauchte besorgen.

mit zwischenstopp für jeweils eine nacht auf Ventotene und Ischia fahren wir also nach Neapel. wir sehen schon von weitem die gelbe smog-glocke die über der stadt liegt. dazu haben wir irgendwas zwischen 35 und 40 grad im schatten. als wir am frühen nachmittag in den erstbesten hafen einfahren, bietet sich uns ein ungewöhnlicher anblick: ganz Neapel scheint hier versammelt zu sein um sich zu erfrischen. überall köpfe im wasser. wir müssen gut aufpassen wo wir hinfahren. um die wette tauchende kinder, junge männer, die ihre neue eroberung, und väter, die ihre grossen familien in nussschalen umherpaddeln. dabei ist das wasser hier sowas von dreckig, sogar die fäkalien der schiffe werden hier ins wasser geleitet weil es keine sanitären anlagen im hafen gibt. aber das gewimmel an kindern, vätern und sexy wassernixen scheint das absolut nicht zu stören. sie planschen fröhlich und ergözen sich an der minimalen erfrischung, die das lauwarme wasser ihnen bietet. als wir es endlich geschafft haben uns da durchzuschlängeln und mit einem vermeintlichen hafenmeister sprechen, trifft uns der schlag: die wollen 100 euro für eine nacht! abgesehen davon sind sie eigentlich komplett belegt und könnten uns eh nur 2-3 nächte beherbergen. wir suchen aber einen platz, an dem wir mindestens 10 tage bleiben können, um am schiff zu arbeiten, jederzeit teile besorgen zu können und um mit landstrom versorgt zu sein. nach 2 weiteren versuchen in anderen häfen geben wir auf und finden uns damit ab, dass wir mal wieder den anker schmeissen müssen.

wir nehmen uns vor, nur das wichtigste zu erledigen und diese fürchterlich stickige stadt so schnell wie möglich wieder zu verlassen um uns in beschaulichen und romantischen buchten rumzutreiben. unsere meinung über Neapel ändert sich dann aber schnell, als wir ein bisschen mehr von der stadt zu sehen bekommen. es ist sonntag, wir können keine besorgungen machen und schlendern deshalb durch die strassen. auch heute ist es wieder unerträglich heiss, aber in den schmalen gässchen hält sich die kühle der nacht fast den ganzen tag über. also erforschen wir die gegend um den höchsten punkt der stadt, eine festung auf einem hügel, an dessen hänge sich die altstadt schmiegt. an fast jeder strassenecke und an vielen häusern sind vitrinen angebracht, mit kruzifixen darin, heiligenbildern oder szenen aus himmel und hölle. in manchen gegenden wohnen die leute mehr auf der strasse als in ihren häusern, sie stellen sich stühle und tische raus,schrubben den gehweg und legen teppiche aus, schimpfen mit den bettelnden hunden und plaudern mit den nachbarn. bei unserem spaziergang entdecken wir zufällig einen laden in dem es gasflaschen gibt. da es hier kein propan sondern nur butangas gibt, fehlt uns ein wichtiges teil um die hiesigen flaschen mit unseren schläuchen zu verbinden. der händler grübelt eine weile und schwingt sich dann kurzerhand auf seine vespa. ein paar minuten später kommt er mit dem gesuchten teil zurück. er erzählt uns, dass er es einfach bei einer frau, von der er wusste, dass sie dieses verbindungsstück hat, abmontiert hat, während sie gerade zu mittag aß. und auch sonst sind die leute hier wahnsinnig freundlich und hilfsbereit.

da ändert aber leider nichts daran, dass mal wieder alles schief läuft, was schief laufen kann. nachdem ja auf Ponza unsere ankerwinde entgültig den geist aufgegeben hat, und es uns bei den 2 letzten anker-auf-manövern fast das rückrat gebrochen hat - es kostet ne menge kraft unseren 25kg-anker mit der 10mm-kette aus 10-20 metern tiefe per hand aufzuholen - steht eine neue ankerwinde auf unserer liste an platz nr 1. nachdem wir einen ganzen tag mit der suche nach einem laden für segelzubehör verbracht haben, den wir dann schliesslich in Pozzuli, einem ganz anderen ort 15km von neapel entfernt, gefunden haben, fällt es doch nicht leicht, gleich so ein trumm für 1200 euro mitzunehmen. wir brauchen einen tag bedenkzeit. aber es hilft ja alles nix. so ein teil muss her, und da unsere alte ankerwinde eine gebrauchte war, hoffen wir, dass wir dafür mit einer neuen endlich mal einige zeit keinen ärger haben werden. denkste. börni braucht 2 tage um die ankerwinde einzubauen, es müssen neue löcher durchs deck gebohrt werden, grosse kabel verlegt werden, und noch viel mehr. dann fehlt doch noch ein teil und börni fährt nochmal zu dem laden um es zu besorgen. aber es ist samstag und der laden hat dicht. also fährt er am montag nochmal hin, jedesmal geht fast ein halber tag für den hin- und rückweg drauf, weil die busse nur dann gehen, wenn ihnen danach ist. das teil ist da. es wird eingebaut, die ankerwinde eingeschaltet und: funktioniert nicht. gibts nicht. das kann doch nicht sein. börni checkt alles, alle kabel, alle verbindungen, aber sie ist einfach mal kaputt. niegelnagelneu und kaputt. eines der 2 relais funktioniert nicht. das heisst, in eine richtung läuft der motor. wir können den anker zwar runterlassen, aber nicht wieder aufholen. am nächsten tag rufen wir sofort bei Vincenzo, dem chef des ladens, an. tja, da müssen wir die ganze ankerwinde nochmal abbauen und nach norditalien ins werk zurückschicken, sagt er. und dann hoffen, dass sie in 2 wochen wieder hier ist. in 2 wochen wollten wir schon längst richtung Stromboli unterwegs sein. nach langem hin und her schlägt er dann doch noch vor, uns einen mechaniker auf unsere kosten zu organisieren, der sich die winde anschaut und ein urteil fällen kann. in dieser nacht haben wir einen heftigen sturm. damit das schiff nicht so unangenehm rollt, haben wir neben dem buganker noch einen heckanker ausgebracht, der vermeiden soll, dass sich kismet parallel zu den wellen stellt. wir können in dieser nacht ohnehin kaum schlafen, bei jeder welle geht so ein heftiger ruck durch das schiff, dass wir denken, es bricht gleich alles auseinander. aber als ich zwischendurch mal nach draussen gehe um nach dem rechten zu schauen, will ich garnicht glauben was ich sehe: das seil an dem der heckanker befestigt ist, hat sich durchgescheuert. in segelsprache geschamfielt. unser lieblingswort. es hängt nur noch ein halber meter der leine an der klampe. festmacher und ersatzanker sind verloren. ich trau mich kaum Börni von dem neuen unglück zu berichten. es ist doch eh alles schon nervenaufreibend und teuer genug. aber scheisse, er ist schon aufgewacht und fragt verschlafen warum wir so fürchterlich rollen. als wir am nächsten morgen wegen des termins nochmal bei Vincenzo anrufen sollen, hat Börni die schnauze sowas von voll, dass er beschliesst, die kaputte ankerwinde eine kaputte ankerwinde sein zu lassen, die beiden relais miteinander auszutauschen, so dass sie wenigstens die kette einholen kann. oder das kaputte relais nochmal neu zu kaufen. bei dem gedanken sträubt sich alles in mir, das kann einfach nicht sein, dass man sich ein teures gerät neu kauft und man sich damit abfinden muss, dass es irgendein cretino bei der qualitätskontrolle nicht ordentlich durchgecheckt hat. also rufe ich Vincenzo an. und versuche so empört und gleichzeitig so verzweifelt wie möglich zu klingen. das eine oder andere hat geholfen, denn schliesslich bietet er an, ausnahmsweise den mechaniker auf seine rechnung kommen zu lassen. der ist dann auch 3 stunden später bei uns an bord, erkennt sofort, wo der haken ist, und fährt kurzerhand mit Börni nach Pozzuli um das ersatzteil zu besorgen. alles gut fürs erste. aber die sache mit dem anker liegt uns noch quer im magen. wir wollen versuchen mit dem dingi, angel und schnorchel nach ihm zu suchen. die warscheinlichkeit ist zwar gering, da wir beiden ankern so viel kette, bzw. trosse (ankerleine) wie möglich gegeben haben. so ist es kaum möglich einzuschätzen wo er liegt, aber wir wollen es nicht unversucht lassen. in einem radius von 100 metern fahren wir mit dem dingi hin und her, die angel mit einem grossen haken, der mit einem blei beschwert ist, hinter uns herziehend. wir hoffen, so die ankertrosse zu erwischen. mit der taucherbrille kann man nichts erkennen, das wasser ist viel zu schmutzig und aufgewühlt um den grund erkennen zu können. nach ein paar stunden geben wir auf. erst am nächsten tag, als sich das wasser beruhigt hat und Börni nochmal mit taucherbrille und schnorchel unterwegs ist, haben wir nach 2 stunden glück: er glaubt in 10 metern tiefe das verbindungsstück von anker und trosse blitzen zu sehen. und tatsächlich, ich fische ein bisschen den grund um die stelle ab und habe nach ein paar minuten die leine an der angel! jippie!!!

montag, 10. september heute ist ein besonderer tag. mein bruder Julian und sein freund Claudius kommen zu besuch. ich freu mich wie ein kleines kind an weihnachten! bin den ganzen tag ganz hibbelig und kann es garnicht erwarten, dass sie endlich da sind. sie landen um 16 uhr und wollen dann anrufen um bescheidzugeben, wann sie etwa mit dem bus am hafen sind. ab 16 uhr haben wir das satelitenhandy eingeschaltet und warten auf ein zeichen. nichts. irgendwann laufen wir an die bushaltestelle des flughafenbusses und von dort wieder zurück an den hafen. wir haben, falls alle stricke reissen, und uns die beiden nicht erreichen sollten, zur sicherheit einen treffpunkt ausgemacht: ab 19 uhr auf der brücke zum Castell dell Ovo am Porto Santa Lucia. das sind 2 namen die jeder Neapolitaner kennt, da waren wir sicher, dass die beiden das finden werden. also sitzen wir da auf der brückenmauer und warten. und warten und warten. irgendwann wird es kalt, Börni paddelt zum schiff und holt uns bier und was zum anziehen. wir versuchen, bei Claudius anzurufen, aber da geht nur die mailbox dran. irgendwann denk ich ganz geknickt, dass da wohl irgendwas dazwischengekommen ist und die 2 vielleicht garnicht in neapel angekommen sind. so gegen 21 uhr kommt dann doch plötzlich eine bekannte gestalt auf uns zu: zumindest Julian ist da! auf dem weg zu Claudius und dem gepäck, finden wir nach und nach raus, was da schief gelaufen ist: Julian und Claudius sind schon um 17 uhr mit dem bus angekommen und haben sich dann, gegenüber von der bushaltestelle, auf die brücke von dem Castell Nuovo! gesetzt. ganz in der nähe von einem kleinen hafen. ein passant behauptete wohl auch, dass das der Porto Santa Lucia sei. und das mit dem Castell, da dachte der Julian, dass ich eben bei der e-mail das N und U verschluckt hab, und dass deshalb aus dem Castell Nuovo ein Castell Ovo wurde. dass es dieses Castell Nuovo gibt, haben wir wiederum nicht gewusst, und so sind wir, als wir die beiden vom bus abholen wollten, schonmal ganz dicht an ihnen vorbeigelaufen, ohne dass wir sie oder sie uns gesehen haben. erst 4 stunden später, als der Julian beim umherstreifen einen stadtplan entdeckt hat, hat er festgestellt, dass es unser Castell Ovo tatsächlich gibt. und auch dass der hafen ein ganz anderer ist. naja, alles nochmal gutgegangen, wir sind alle glücklich und lassen uns erstmal eine pizza schmecken. leider hat sich das meer in dieser ersten nacht für Claudius und Julian kein erfreuliches in den schlaf schaukeln ausgedacht, sondern ein halt dich fest oder du landest auf dem fussboden. am nächsten morgen wissen die beiden auch warum wir ihnen gestern abend vom alkohol abgeraten haben. am 12.9. um 9.00 uhr gehen wir ankerauf. nachdem wir in einem hafen unsere wassertanks aufgefüllt, unsere bilge abgepumpt und unsere essensvorräte aufgestockt haben, segeln wir gegen 15.00 uhr los richtung Capri. nach anfänglicher flaute haben wir am frühen abend einen schönen 5-6er raumen segelwind, der richtige tag um die jungs einzustimmen. leider schaffen wir es erst nach sonnenuntergang in die südliche, vom wind geschützte bucht und müssen das erste mal bei nacht ankern. mit radar, scheinwerfern und 4 aufmerksamen augenpaaren kriegen wir aber auch das ohne probleme hin. morgens werden wir mit einem atemberaubenden blick auf die steilküste von Capri belohnt. hier lässt es sich aushalten. wir bleiben gleich 4 tage und lassen es uns gutgehen. wir baden, schnorcheln, angeln, erforschen grotten mit dem dingi und grillen an einem geheimnisvollen kleinen strand. man erreicht ihn nur, indem man mit dem beiboot durch eine kleine höhle fährt. dann wollen wir alle mal einen richtigen echten vulkan sehen und machen uns auf den weg richtung Stromboli. dort sehen wir einige beeindruckende ausbrüche vom wasser aus und klettern dann auch noch so weit wie ohne führer erlaubt auf den berg. leider klappts mit einer führung an den kraterrand nicht mehr, weil Julian und Claudius schon bald wieder abreisen müssen. aber das was wir zu sehen kriegen, ist fürs erste beeindruckend genug.

Bonifacio und Roma

von eva merker 10. Jun 2008 12:32

nachdem wir ausgiebig ausgeschlafen haben, erkunden wir die stadt. Uli hat den tollen einfall auch das landesinnere mit einem mietauto zu erforschen. also packen wir am nächsten tag obst, baguette, käse, schinken und einen guten rotwein ein, und fahren in die berge. wir lassen uns am pass die haare vom wind zerzausen, fahren schmale kieswege in serpentinen fast bis auf die gipfel, machen picknick in einer engen schlucht mit einem verspielten flüsschen, vielen gumpen und glasklarem wasser. es ist eine märchenlandschaft. beim nickerchen kitzeln uns eidechsen, die über uns flitzen. danach fahren wir in eine abgelegene bucht und hören dem rauschen der vom sturm übriggebliebenen wellen zu, die sich mit lautem getöse am strand brechen. ein wunderschöner und runder tag. abends beschliesst Uli ganz spontan am nächsten tag zurück nach München zu fliegen, um seine freundin Ennikke zu ihrem geburtstag zu überraschen. in sieben tagen will er wiederkommen, wenn seine überredungskunst ihn nicht im stich lässt, zusammen mit Ennikke. wir hangeln uns die nächsten tage von Ajaccio aus südlich von bucht zu bucht, da wir uns an der ostküste in Porto Vecchio wieder verabredet haben. als wir dann aber Bonifacio erreichen, beschliessen wir spontan dort zu warten. es ist zu schön, um einfach vorbeizufahren:

auf steilen, überhängenden kreidefelsen, die von der brandung teilweise unterspült und ausgehölt sind, thront in 65 metern höhe eine grosse zitadelle. ein städtchen, umgeben von einer mauer und dem meer. die winzigen häuser haben 4-5 stockwerke, weil aus platzmangel in die höhe gebaut werden musste. der hafen liegt in einem schmalen langen fjord, der den ort vom festland abtrennt. nur ein schmaler streifen bleibt als verbindungsstück. die ansteuerung in die bucht war aufregend, laut seekarte musste die einfahrt irgendwo vor uns sein, aber wir konnten ausser den weissen hohen klippen nichts entdecken. erst unmittelbar davor scheinen die felsen wie ein schiebetor auseinanderzuweichen und geben den einblick in den fjord frei. glücklicherweise gibt es noch 2 schmale buchten, die seitlich von dem fjord abgehen, in einer davon gehen wir vor anker und sparen uns die teuren hafengebühren. so haben wir ausserdem einen atemberaubenden blick auf Bonifacio. die tage vergehen mit spaziergängen im ort, durch die natur, mit besuchen der grotten ausserhalb des fjordes mit unserem dingi und mit baden und schnorcheln an kleinen einsamen stränden. am mittwoch, den 8. august kommen schliesslich Uli und Ennikke angereist. abgesehen davon, dass beide genauso beeindruckt von Bonifacio sind wie wir, hat Ennikke ziemlichen tatendrang, und will am liebsten sofort lossegeln. für sie ist es der erste segeltörn auf dem meer und unsere vorbehalte wegen des angesagten sturms kann sie garnicht nachvollziehen. erst nach der sicherheitseinweisung an bord, bei der man über diverse not- und unfälle informiert wird, und lernt, wie man im falle eines über bord gegangenen kapitäns einen seenotruf funkt, wird ihr eifer für den ersten moment etwas gedämpft. wir beschliessen also, die unruhigen tage noch in sicherem terrain zu verbringen. schon allein, weil die strasse von Bonifacio-die meerenge zwischen Sardinien und Korsika-für ihre düsenwirkung bei wind und die hohen wellen berüchtigt ist. als sich das wetter beruhigt hat, segeln wir über nach sardinien, dann nach madaleina und anschliessend 2 tage und 1 nacht am stück nach Fiumicino bei Rom, wo wir Kismet für 4 tage im hafen zurücklassen. es ist das erste mal seit ende märz, dass wir länger als vielleicht 10 stunden von unserem schiff getrennt sind. es ist alles ganz toll: wir können in der wohnung von Börnis bruder wohnen und ich lasse mir von Börni die stadt zeigen, in der er seit seiner kindheit schon so oft gewesen ist. wir laufen über das forum, das mir aus den tollen krimis über Decius Caecilius Metellus schon fast vertraut ist, bestaunen die Fontana di Trevi und diverse andere hübsche plätze und essen jeden tag ein eis in Börnis lieblingseisdiele. bald wird die bude noch voller: Bini und Nicole stossen dazu. Ennikkes Sohn und eine freundin von ihm. alle gemeinsam ziehen wir abends durch die strassen und lassen uns von Roms flair bestechen. an einem abend stromern Börni, Bini, Nicole und ich durch die stadt und als wir auf der Spanischen Treppe sitzen und gemütlich ein bier trinken, haben wir eine kuriose begegnung. ein mann setzt sich zu uns, rabenschwarz mit grossen weissen augen. erst will er nur ein schluck bier, und als er merkt, dass es mit der kommunikation nicht so ganz klappt, mangels unserer italienischkenntnisse, fängt er an, die unglaublichsten grimassen zu schneiden. er lässt seine augen so weit raushängen, dass man schon den hinteren teil der kugel sehen kann. und das kann er auch abwechselnd! ziemlich unheimlich.

dann nehmen wir Bini und Nicole für ein paar tage mit an bord. Bini erzählt uns spannende geschichten von seiner weltumrundung. er hat gerade ein jahr lang als musicaldarsteller auf einem kreuzfahrtschiff die ganze welt bereist. mit kapumrundung und allem was dazugehört. nach einer weiteren schönen nachtfahrt (irgendwie haben wir gefallen daran gefunden), werden wir in den frühen morgenstunden wieder mit einem delphinbesuch belohnt. und mittags mit dem blick in eine schöne bucht der insel Ponza, in der wir unseren anker fallen lassen. als Bini und Börni am nächsten tag das erste mal unsere harpune testen, entwischt ihnen schon beim ersten schuss der (einzige) pfeil. da hat wohl der seemannsknoten nicht gehalten, was er versprach... bei 9 metern wassertiefe nicht ganz einfach ihn wiederzukriegen. aber die jungs geben so schnell nicht auf. ungeübt kann man da natürlich nicht runtertauchen. sie stopfen also all unsere magnetpins in eine alte socke und lassen diese an einer schnur runter. es braucht einiges geschick und dauert ne ganze weile, aber am ende haben sie den pfeil tatsächlich wieder geborgen. nach 4 tagen sind wir dann wieder allein an bord.

ein grosser sprung

von eva merker 17. Aug 2007 16:17

donnerstag,26.juli. um 10.45 laufen wir unter motor aus. um 11.10 setzen wir bei gutem wind aus süd-west die segel und steuern den kurs 90° richtung Sardinien/Korsika an. es sind etwa 300 seemeilen bis dorthin und wir rechnen mit mindestens 3-4 tagen fahrt nonstop. es wird unser erster schlag mit nachtfahrt werden. alle sind aufgeregt, wir sind in den letzten 6 wochen nur 2x für ein paar stunden gesegelt und haben festgestellt, dass wir, was die gewöhnung an die schiffsbewegungen betrifft, wieder bei null anfangen müssen. umso dankbarer sind wir, dass wir trotz windstärke 4-5 und sagenhaften 6-7 knoten fahrt kaum wellen oder dünung haben. alles in allem ist es ein hervorragenderer segeltag, der für den beginn einer langen überfahrt nicht besser sein könnte. leider schläft der wind gegen halb 10 abends ein, und wir stellen den motor an. das mittelmeer ist bekannt dafür, dass der wind nachts und vormittags nicht so doll bläst und wenn wir solange in der gegend rumdümpeln würden, bräuchten wir womöglich länger als eine woche für die fahrt. also gehts leider unter motorenlärm in die erste nacht. Uli übernimmt, mit vesperpaket ausgestattet, die erste wache von 22 - 1uhr. Börni bleibt die ganze nacht im cockpit, mit isomatte und schlafsack, bereit, sofort zu handeln, falls irgendein problem auftauchen sollte oder ein manöver gefahren werden muss. um 1.00 übernimmt Börni die wache. ich lege mich irgendwann zu ihm an deck, und schaue mir die sterne an, weil ich eh kein auge zukriege. es ist alles noch zu ungewohnt. aber der blick in den himmel lohnt sich. als gegen 3 uhr der mond untergeht, wird der sternenhimmel so klar, dass man die einzelnen sterne der milchstasse zählen könnte. ich habe noch nie so viele sternschnuppen gesehen wie in dieser nacht. und noch ein anderes naturschauspiel lässt uns gebannt über stunden in unser kielwasser glotzen: in dem sprudelnden wasser hinter uns tauchen ununterbrochen verschieden grosse blasenartige .............äh, dinger.......auf. sie sind faust- bis spaghettitellergross und leuchten in dem schwarzen wasser als wären sterne hineingepurzelt. wir haben von diesem phänomen noch nie gehört und vermuten, dass es quallen sind, die in der nacht an die wasseroberfläche kommen und durch die schnelle und sprudelnde bewegung im kielwasser irgendwie stimuliert werden, dass sie anfangen zu phosphorisieren. wir wissen zwar, dass plankton eine phosphorisierende eigenschaft hat, aber plankton sieht doch anders aus, oder? ich kenn das jedenfalls nur als glitzerstaub im wasser. falls aber jemand eine bessere erklärung dafür hat, wir sind wirklich neugierig! auch als ich um 4 uhr die 3. wache übernehme, habe ich noch keine minute geschlafen. wenn dass so weiter geht, wird das eine sehr anstrengende überfahrt.

morgens können wir den motor wieder abstellen, der wind bläst mit 3-4 beaufort aus südwest. um 10.45 rechnen wir unser erstes etmal aus, das sind die seemeilen die binnen 24 stunden zurückgelegt werden. eigentlich zählt es nicht, wenn man zwischendurch motort, aber so eng sehen wir das nicht. das erste etmal beträgt also 115,5 seemeilen. und das ist nicht ganz schlecht. es sind noch 157 seemeilen bis zum äussersten nordwestlichen zipfel von Sardinien. aber leider können wir nicht ganz auf direkten kurs gehen, da der wind nicht aus der optimalen richtung kommt. irgendwann bemerken wir grosse fische, die uns begleiten. es sind vielleicht 10-15 stück, mindestens 60cm lang, und sie bleiben ständig, egal wohin wir unseren kurs lenken, dicht bei unserem boot. am nachmittag, ich hab grade mal seit ein paar minuten meine augen geschlossen, ruft mich börni plötzlich aufgeregt an deck. er habe einen grossen fisch gesehen, ein paar hundert meter entfernt, viellecht ein kleiner wal, ein delfin, ein hai-irgendetwas ziemlich grosses jedenfalls. wir starren gebannt in die richtung, aber können nichts als kleine schaumkronen auf den wellen entdecken. ein paar stunden später, wir sind gerade in eine angeregte diskussion vertieft, da sehe ich sie: in etwa 150 metern entfernung springen tatsächlich delfine aus dem wasser! für einen moment vergessen wir die pinne und unseren kurs, springen alle auf und werden zeugen eines unvergesslichen mensch-tier-kontaktes. nach ein oder zwei minuten tauchen sie ab, und als wir schon glauben, sie verloren zu haben, kommen sie plötzlich nur noch ein paar bootslängen von uns entfernt wieder an die oberfläche.es sind mindestens 6-8 delfine, vielleicht 1,20 meter gross. Börni behauptet später sie wären 1,50 - 2m gross gewesen, aber was grösse und länge angeht, neigen männer ja häufig zu übertreibungen. ich stelle mich aufs deckshaus und sehe auf einmal die silbernen körper direkt unter mir im wasser glänzen. einen moment lang schwimmen sie tatsächlich direkt neben und unter uns! dann springen sie, ein paar meter entfernt, aus dem wasser, tanzen auf ihrer schwanzflosse und bezaubern uns mit ihren kunststücken. es ist genauso, wie ich es immer im fernsehen gesehen habe! aber das gefühl dabei ist unbeschreiblich. wir lachen und kreischen und führen uns auf wie kleine kinder. trotz der hitze bekomme ich gänsehaut. nach ein paar minuten entfernen sich die delfine wieder, lassen noch ein paarmal ihre rückenflosse blitzen und verschwinden irgendwann in den tiefen des ozeans.

die 2. nacht auf see wird unruhiger, der wind frischt auf und wir rauschen durch die nacht bei durchschnittlich 5 knoten. als wir am nächsten tag den wetterbericht empfangen, wird uns allen ein bisschen mulmig zumute. für die kommende nacht ist sturm angesagt. wir kommen nur langsam voran und brauchen mindestens noch bis morgen früh, bis wir land erreichen. also müssen wir uns auf das äusserste vorbereiten. auf der karte suchen wir einen hafen, der so geschützt ist, dass wir ihn auch bei sturm anlaufen können. wir versuchen, tagsüber noch ein bisschen zu schlafen, die letzten 2 tage und nächte waren für uns alle schon anstrengend genug und wir rechnen nicht damit heute nacht ein auge zutun zu können. ausserdem werden noch einige vorbereitungen getroffen: die luken, die immer noch nicht 100%ig dicht sind, kleben wir einfach mit gaffa zu, anker und kette werden doppelt befestigt, die sturmfock wird bereitgelegt, wir bringen sicherheitsleinen an deck an, an die wir uns mit unseren lifebelts (eine art bergsteigergeschirr) einpicken können, damit bei hoher see niemand über bord geht. trotz guter fahrt unter segeln schalten wir zusätzlich den motor an, um schneller den schützenden hafen zu erreichen. dann kochen wir uns noch eine warme mahlzeit und viel kaffee für die kommende nacht. jetzt warten wir gespannt ab. es passiert nicht viel. die wellen werden zwar höher, aber der wind flaut nach und nach ab. wir befürchten, dass das die ruhe vor dem sturm ist, aber wie sich später herausstellt, hat er uns nicht voll erwischt und wir haben nur die wellen zu spüren gekriegt. ein glück. irgendwann gegen 2 uhr entdecken wir die ersten leuchtfeuer von korsika. juhuuh! trotzdem dauert es noch weitere 5 stunden bis wir in den hafen einfahren. kurz vorher haben wir noch eine unheimliche begegnung mit einem katamaran, der es darauf angelegt hat, so nah wie irgend möglich an uns vorbeizufahren, vielleicht weil er sich unser schönes boot aus nächster nähe betrachten wollte. das ist zwar verständlich, aber noch lange nicht grund genug, uns so einen schrecken einzujagen. er kommt von backbord und hält direkt auf uns zu. weder auf lichtsignale noch auf unser hupen kommt irgendeine reaktion. aufgrund der segelstellung kann ich nicht einfach ausweichen, aber der motor läuft noch und ich gebe so viel gas wie geht. wir entkommen ihm nur mit knapper not. für eine gegenattacke sind wir viel zu müde und so gewähren wir ihm seinen sieg.

als wir in die bucht von ajaccio einfahren, geht gerade die sonne auf. wir sind ganz beeindruckt von dem anblick, der sich uns bietet. keiner von uns war bisher auf korsika und so eine schöne und vor allem gebirgige landschaft haben wir nicht erwartet. es gibt sogar (fast) dreitausender auf korsika! nach 3 tagen und 3 naechten auf see sind wir so erschoepft, dass wir es nichtmal mehr schaffen uns im hafen anzumelden. das einzige um das wir uns jetzt kuemmern ist unser wohlverdienter schlaf. ich finde, wir waren alle ganz schoen tapfer.

BARCELONA

von eva merker 17. Aug 2007 16:11

donnerstag, 14. juni um 12.30 uhr erreichen wir Barcelona! wir legen uns an dem einzigen kleinen fleckchen, an dem es überhaupt möglich ist, vor anker. direkt vor dem strand von Barceloneta. es ist nicht ganz einfach, wir liegen neben dem schutzwall der den strand vor den gröbsten wellen schützen soll und ausserhalb der bojen, die die schwimmergrenze kennzeichnen. leider ist dieser platz ganz und garnicht geschützt, aber wir wollen die tage erst mal abchecken, welcher hafen der günstigste für einen monat liegedauer ist. zur sicherheit lassen wir am heck auch noch unseren zweiten anker zu wasser. am strand warten schon Aram und seine freundin Claudia mit einem grossen picknickkorb auf uns. was wir in den nächsten 6 wochen in Barcelona erlebt haben, wer uns besucht hat und wo wir gewohnt haben, erfahrt ihr später. sonst schaffe ich es nie, das tagebuch mal einigermassen auf den aktuellen stand der dinge zu bringen.


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