postkartenmotive

von eva merker 17. Aug 2007 15:59

Francoise hat uns von schönen ankerbuchten, nur etwa 10 seemeilen entfernt erzählt, die bloss mit dem boot erreichbar sind. also machen wir uns auf den weg dahin. uns wurde nicht zuviel versprochen, die bucht in der wir vor anker gehen ist traumhaft schön, von hohen felsen umgeben mit glasklarem blauen wasser und einem kleinen strand am ende der bucht, die dort in eine wildbewachsene steile schlucht übergeht. es sind nur ein paar andere segelboote ausser uns da, und die meisten verlassen gegen abend den platz um wieder in den sicheren hafen zu fahren. es wird in der tat eine unruhige nacht für uns, da es unser erstes ankermanöver im meer ist, und wir dementsprechend noch nicht allzugrosses vertrauen zu unserem anker aufbauen konnten. ausserdem dringen die wellen in die bucht ein, und beschehren uns eine schaukelige nacht. ich glaube, keiner von uns hat richtig viel geschlafen, alle halbe stunde springt einer auf und flitzt an deck um nachzusehen, ob der abstand zu den felsen noch immer der gleiche ist. als am nächsten tag die wellen noch höher werden, parken wir nochmal um, so weit in die bucht hinein, wie die wassertiefe es zulässt. alles gut soweit und wir geniessen die ruhe und schönheit und das klare wasser der bucht. am nachmittag fängt Börni seinen ersten fisch! er ist ziemlich klein, aber in einer fischsuppe macht das nichts und man konnte sich sogar einbilden ein bisschen was davon zu schmecken. als wir nach 2 oder 3 tagen mal einen nachbarn nach dem wetterbericht für die kommenden tage fragen, erfahren wir, dass der nächste Mistral im anmarsch ist, und wir spätestens am nächsten vormittag einen sicheren hafen anlaufen sollten. schade, ist das schöne leben der müssiggänger schon wieder vorbei... wir wollen nicht mehr in die stadt, deshalb fahren wir in den hafen der kleinen inseln, die direkt vor Marseille liegen. es ist der tag vor Annes und Alex´ abreise, und als am nachmittag der Mistral noch immer nicht die volle stärke erreicht hat, segeln wir, nur aus spass, noch einmal um die insel. dann trinken wir bier in einer schrecklichen bar und singen danach auf dem boot bis spät in die nacht karaoke. am nächsten morgen, den 28. mai, nehmen Alex und Anne das shuttle-boot zum festland um zurück nach Genf zu trampen.

unser erster segeltag

von eva merker 17. Aug 2007 15:57

am nachmittag des 19. mai wird der mast aufgestellt und bis mitternacht klar schiff gemacht, damit wir am nächsten morgen auch endlich lossegeln können. um 6.00 stehen wir auf und schalten das laptop, auf dem unsere seekarten gespeichert sind, und das deshalb unser wichtigstes navigationsinstrument darstellt, ein. natürlich fährt es nicht hoch. gross und breit steht "ERROR" auf dem bildschirm. ein oder zwei stunden sitzen wir davor und probieren dies und das, schalten den computer ein und wieder aus, bis er uns dann doch irgendwann wohlgesinnt zu sein scheint und hochfährt, so als wäre nix gewesen. endlich können wir unseren ersten segeltag in diesem jahr beginnen! wir hatten die letzten tage heftigen Mistral, und auch heute bläst der wind für den anfang ein bisschen zu doll, aber wir hoffen, dass das nur die letzten züge des mistrals sind, die im laufe des tages nachlassen. es wird tatsächlich ein sehr schöner segeltag, ein bisschen viel seegang für den anfang, aber wir kommen gut voran und erreichen kurz vor sonnenuntergang sogar noch Marseille. nachdem wir in dem riesigen und überfüllten hafen tatsächlich noch ein plätzchen abgestaubt haben, werden wir auch schon von Francoise, die wir bei den bühnenbildnern in Port Saint Luis kennengelernt haben, abgeholt und zu ihrem lieblings-couscous-restaurant geführt. mit vollen bäuchen fallen wir gegen mitternacht erschöpft in unsere kojen. 3 tage Marseille genügen uns dann auch voll und ganz, wir sind des lärms und gestanks der grossstadt überdrüssig und sehnen uns nach ruhe und natur.

fotos zu den neuen eintraegen folgen!

von eva merker 23. Jul 2007 15:07

die schraube

von eva merker 23. Jul 2007 15:06

donnerstag, 17. mai: wir stehen früh auf um noch ein paar vorkehrungen zu treffen, schliesslich wollen wir am nachsten tag so schnell wie möglich aufs meer! dann passiert ein kleines drama: als Anne den ölfilter des motors wechselt, bricht beim schliessen des behälters die schraube ab! ohne motor können wir weder schleusen, noch in irgendwelche häfen manövrieren.die folgende geschichte müsste wohl eigentlich Anne schreiben, aber ich werde versuchen sie originalgetreu wiederzugeben: das problem ist, dass die ölfilterschraube eine ganz besondere schraube ist, in der sich eine steigleitung befindet, was sie auch ein bisschen instabil macht. für unseren motor. einen alten mercedes 200 D, ist es nicht ganz einfach in Port Saint Luis ersatzteile zu finden. Alex und Anne machen sich, nachdem der erste schock vorüber war auf den weg, auf der suche nach einer werkstatt oder einer anderen lösung. keine der werkstätten im ort kann ihnen weiterhelfen, und so begeben sie sich in die nächste seemannskneipe um dort rat einzuholen. der nette barinhaber Vivi erzählt, dass er jemanden kennt, der die schraube eventuell löten könnte, ausserdem würde er uns, wenn alle stricke reissen, am nächsten morgen mit seinem motorboot zum hafen schleppen, damit wir wenigstens schonmal den mast stellen können. noch dazu kennt er eine frau, die einen alten mercedes hat, und falls ihre schraube die gleiche sein sollte, wie die, die wir brauchen, könnte man ja fragen, ob sie bereit wäre, sie uns zu leihen. wir würden dann eine neue nach Marseille bestellen und ihr diese zuschicken. klingt alles bisschen abenteuerlich, und Anne und Alex suchen erstmal den typ auf, der die schraube löten kann. sie finden ihn und er bietet tatsächlich an, die schraube heute noch -an einem feiertag- zu löten. nach ein paar stunden kommt er mit heiler schraube auf unser boot. überglücklich und zutiefst dankbar befestigen wir feierlich den ölfilterdeckel und starten den motor. schon nach ein paar sekunden hebt der deckel ab und eine ölfontäne kommt uns entgegen. das begeisterte "aaah!" wandelt sich schnell in ein enttäuschtes und verzweifeltes "oooohh..". Anne telefoniert durch die gegend und findet nur heraus, dass man diese schraube bei mercedes in Frankreich nirgends bekommen kann. (viel später finden wir heraus, dass sie auch in Deutschland nicht neu erhältlich ist). also gehen wir alle in die bar, betrinken uns mit Vivi und machen lose ein date für morgen zum schleppen aus. am nächsten morgen, vor dem termin, will Anne aber noch zu einem schrotthändler am anderen ende der stadt, von dem sie telefonisch erfahren hat, dass er einen kompletten ölfilter für einen mercedes zu verkaufen hat. sie und Börni machen sich auf den weg dorthin um herauszufinden ob dieser filter mit unserem motor kompatibel ist. nach einigen stunden kommen sie mit einem leuchten in den augen zurück. sie erzählen, dass der filter nicht gepasst hat, aber auf dem rückweg kamen sie an einem parkplatz vorbei, auf dem wieder ein alter benz stand. sie wollten nochmal den filter anschauen, um die seriennummer mit unserer zu vergleichen. viellecht ist das bei den anfragen bei mercedes ja das problem gewesen. als sie da so rumstehen und sich überlegen, ob man wirklich bei einem wildfremden auto im motor rumwühlen kann, offnet sich plötzlich eine tür hinter ihnen und ein verwegener langhaariger kerl steht da. sie kommen ins gespräch und erfahren, dass silvan, so heisst der typ, in einer bühnenbildwerkstatt arbeitet, vor der sie gerade stehen. nach langem hin und her und erläutern unserer misslichen lage, bietet silvan-der selber in einem hausboot wohnt-ihnen an noch einen versuch zu starten um die schraube zu reparieren. wir sollen am abend nochmal vorbeikommen, wenn wir keine andere lösung gefunden haben. wir haben keine gefunden und machen uns zu viert mit ein paar flaschen wein auf den weg zu der werkstatt. es arbeiten lauter nette alternative leute hier, die keine lust auf grosse städte haben und sich hier in dem kleinen nest Port Saint Luis eine gutgehende theater- und bühnenbildwerkstatt aufgebaut haben. Anne und ich warten an der gemütlichen bar, während Alex und Börni Silvan beim schleifen, löten und bohren gesellschafft leisten. wir und auch die männer werden zwischendurch reichlich mit tapas und alkohol versorgt. alls Alex, Börni und Silvan nach 3 stunden immer noch nicht in der bar erscheinen, sind Anne und ich uns sicher, dass da irgendwas nicht geklappt hat. in dem moment geht die tür auf und die 3 tauchen auf, Börni grinsend mit 2 schrauben in der hand. sie erzählen, dass der erste versuch tatsächlich misslungen ist, aber Silvan war so voller tatendrang, dass er danach mit seinen tollen und teuren maschinen einfach die komplette schraube nochmal angefertigt hat. darauf feiern wir mit den leuten erstmal bis spät in die nacht. am nächsten morgen kommt die grosse überraschung und erleichterung: die schraube passt! und die reise geht weiter.....