Helmut und das Meer

von eva merker 23. Jul 2007 15:04

dienstag 15. mai: nur noch 40km und 3 schleusen bis zum meer! die landschaft wird flach und wir kommen in die Camargue. manchmal können wir das meer schon riechen! neben den salzbecken der Camargue türmen sich impoante salzberge. leider sieht man die typische landschaft vom fluss aus nicht, weil das ufer fast immer mit hohen sträuchern und bäumen bewachsen ist. ich hatte so gehofft, die weissen wildpferde und pinke flamingos zu sehen! am 2. tag erreichen wir mittags die abzweigung zu seeschleuse und dem hafenstädchen Port Saint Louis. als wir vor der schleuse festmachen wollen, winkt uns ein typ von seinem boot aus zu, das aufgebockt an land steht. er ruft und wedelt mit den armen, wir erkennen erst nicht, welche sprache er spricht, aber irgendwann verstehen wir "nicht tief genug!". das ist ja mal nix neues. er weist uns ein boot zu, an dem wir anlegen können. wir ahnen noch nicht, dass wir hier statt nur einer nacht, bis zu unserem maststelltermin am nächsten nachmittag, ganze 4 tage verbringen werden. der mann auf dem blauen boot heisst Helmut, kommt aus Hamburg und wohnt seit 7 jahren hier in seinem kleinen holzboot auf dem trockenen. früher war er kapitän auf grossen schiffen und ist schon über alle weltmeere geschippert. jetzt ist er im ruhestand und will noch diesen sommer sein boot wieder zu wasser lassen um sich im mittelmeer ein bisschen treiben zu lassen. er redet viel und es hat ein bisschen den anschein, dass er in seinem leben schon etwas zu viel durchgeschaukelt wurde. aber er ist ein herzensguter mensch, der uns gleich als "seine kinder" annimmt und uns mit allerlei krempel überhäuft, den er nicht mehr braucht.

sprachprobleme

von eva merker 23. Jul 2007 15:02

nach ca. woche erreichen wir dann Avignon, und als Uli, der uns ein guter dolmetscher war, wieder verlässt, wird er noch am selben tag von Anne und Alex, die beide in Genf leben abgelöst. als crewmitglied sowie auch als dolmetscher. das ist gut, denn unsere versuche mit einem audiosprachkurs französisch zu lernen, scheiterten nach ein paar tagen kläglich. wir haben zwar mit dem kleinen henry und seiner mutter gelernt, wie man bis "dies crayons=zehn bleistifte" zählt, aber darauf haben wir es dann bald beruhen lassen.ich glaube, das französisch haben wir einfach nicht im blut. in den 6 stunden ohne crew holen wir die gesammte deckenverkleidung nochmal runter, um an deck handläufe anzubringen, die Börni im winter zusammengeschweisst hat. als Anne und Alex bei uns eintreffen, sieht es schlimmer aus als je zuvor. nach weiteren 2 tagen bastelei und knotentraining mit unserer crew düsen wir los.

Paul1, Paul2 und Angela

von eva merker 23. Jul 2007 15:00

2 tage später verlassen wir Lion. der kanal wird hier noch breiter, weil jetzt die Saone mit der Rhone zusammenfliesst. wir fahren durch schöne landschaften mit burgen und ruinen (endlich) und schönen mittelalterlichen dörfern. auf unserer weiterfahrt nach Avignon, wo wir mal einen etwas längeren stop einlegen wollen, machen wir die bekanntschaft mit den engländern Paul, Paul und Angela. Paul 1 lebt seit jahren auf seinem motorboot und reist durch die kanäle Frankreichs und Belgiens. ursprünglich war er mal auf dem weg nach Griechenland, aber soweit ist er bis jetzt nicht gekommen, weil es ihm auf den kanälen so gut gefallen hat.. .zur zeit leisten im seine freunde Paul 2 und Angela gesellschaft. da wir uns auch bei ihnen in einem zu seichten hafen ins päckchen legen, trinken wir nach geglücktem anlegen einen manöverschluck bei ihnen an bord. später, nachdem uns Uli grosszügig zum essen ausgeführt hat, fangen die 3 uns auf ihrem schiff nochmal ab, und laden uns ein, einen absacker mit ihnen zu trinken. es stehen nicht bier oder wein, sondern diverse schnäpse zur auswahl. ich seh schon, spätestens jetzt, wo ich unter die seefahrer gegangen bin, werde ich noch zur proffessionellen alkoholikerin. am nächsten morgen bringt ihnen Uli baguette und croissants vom bäcker mit, während Paul bei seinem gang zum bäcker ebenfalls an uns gedacht hat.

ein paar tage Lion

von eva merker 23. Jul 2007 14:58

nachdem wir auch den 114-schleusen-kanal ohne grössere pannen oder wartezeiten hinter uns gelassen haben (wir schaffen an einem tag einen rekord von 24 schleusen auf 36km) erreichen wir am 3. mai endlich die Saone. hier befinden sich auf den nächsten 80 km nur 2 schleusen! was für eine erleichterung! am sonntag, den 6. mai erreichen wir dann Lion. selbst hier haben wir schwierigkeiten einen liegeplatz zu finden, unser tiefgang bereitet uns wieder mal probleme, da an der uferbefestigung hohe stufen ins wasser führen, die uns bei jeder kleinen wasserbewegung mit einem lauten "klong" aufschlagen lassen. wir legen sofort wieder ab, bekommen aber glücklicherweise von einem netten holländischen paar angeboten, für eine nacht an ihrer seite anzulegen. da sie am nächsten tag weiterreisen, laufen wir die ganze uferpromenade ab, auf der suche nach jemandem, an dessen boot wir für ein paar tage im "päckchen" liegen können. leider wollen alle, deren boot gross genug wäre, morgen früh weiter, und die netten punks mit den geschätzten 10 hunden an bord haben nicht genügend befestigungsmöglichkeiten an ihrem hausboot. also verbringen wir den rest des abends damit, mit einer 2m langen plastiklatte bewaffnet, das kanalufer abzusuchen um eine anlegestelle zu finden, die tief genug ist. wir finden sie an der gegenüberliegenden seite der öffentlichen anlegestelle, und parken am nächsten tag dahin um. wenn jemand ein problem damit haben sollte, uns doch egal, wir verstehen eh nix. am montag nachmittag kommt Börnis papa zu besuch, wir sind den ganzen tag damit beschäftigt, den dreck unserer ewigen baustelle zu beseitigen. als wir Uli in empfang nehmen, glänzt kismet von innen und aussen und duftet nach frühlingsblumen. Uli ist mit dem auto nach Lion gekommen, und so können wir uns für die nächste zeit auf den kanälen nochmal reichlich mit wasser und nahrungsmitteln eindecken. auch das rumfass, das schon bis auf ein paar tröpfchen geleert ist, wird wieder aufgefüllt. wir vermuten, dass es irgendwo ein leck haben muss. dann ziehen wir um die haeuser und schauen mal was dran ist, an der vielgeruehmten franzoesischen kueche.