neues land, neues glueck!

von eva merker 12. Apr 2010 20:06

noch ein zwei wochen in der dominikanischen republik, und wir beschliessen, ganz ohne wehmut, weiterzuziehen. allerdings bekommen wir eine e-mail von so etwas wie der küstenwache von Haiti, in der sie die segler davor warnen, zu dicht an der haitianischen küste entlangzufahren oder gar dort an einen landfall zu denken. es sind viele flüchtlingsboote unterwegs, gnadenlos überfüllt, die würden nicht zögern ein weiteres boot zu entern wenn es denn bedeuten würde, dass sie ihr land verlassen können. ausserdem gibt es nachbeben, was auch in küstennähe auf dem wasser gefahr bedeutet. eigentlich möchte man ja am liebsten helfen, all den proviant und die halbe krankenstation die wir mit uns rumfahren, dort abladen, aber wir würden uns nur selbst in gefahr begeben. also beschliessen wir, zusammen mit dem segelboot Odin, einen grossen bogen um Haiti zu machen, auch wenn das wiedermal bedeutet, 3-5 tage am stück unterwegs zu sein.

so ist es dann auch, nach 4 tagen und 4 nächten machen wir beim ersten tageslicht in der marina von Santiago de Cuba länggseits an der pier fest. Odin ist schon seit gestern nachmittag da. aber auch nur, weil sie 18 stunden mit dieselspinnaker (motor) unterwegs waren, während wir, sportliche segler eben, auch bei wenig wind und nur 2 knoten geschwindigkeit, schön weitersegelten. bevor wir auch nur hallo sagen können, geht das einreiseprozedere los. wir haben davon schon gehört, aber es übertrifft alle unsere erwartungen.

es kommen nacheinander ungefähr 5 oder 6 verschiedene behörden an bord, immer mindestens zu zweit, meistens sogar zu dritt oder viert. die ersten kommen mit mundschutz und gummihandschuhen und machen einen groben gesundheitscheck mit uns. das ganze boot wird nach möglichen eingeschleppten krankheiten untersucht, nach tieren und tierchen (insekten) durchfilzt, und so weiter. die medizinier geben sich mit der einwanderungsbehörde die hand, welche in jeden schrank guckt, ob da nicht ein kleiner haitianer drinsitzt. dann kommen die drogenfahndung und der zoll. das dauert am längsten. ein cockerspaniel wird durchs schiff gejagt. aber scheinbar trauen sie dem spürsinn des hundes nicht wirklich. es ist mehr so, also wollten sich nicht, dass der arme arbeitslos wird. also müssen sie selber ran. sie sammeln den staub aus den ritzen zwischen den bodenbrettern auf, und verschliessen ihn in plastikbehälter. fürs labor zur untersuchung. während ein beamter mit Börni das boot von aussen filzt, pendle ich zwischen sofa und vorschiff, um dem einen beamten, der einen riesenhaufen papierkram zu erledigen hat, informationen zuzuschieben, und um dem anderen beamten über die schulter zu schauen, der alles, aber auch wirklich alles öffnet, durchwühlt, beschnüffelt, proben von staub und krümeln nimmt und sich irgendwann, als er das schapp zum vorschiff findet und öffnet, geschlagen gibt. er versucht kurz, sich ein, zwei zentimeter voranzuarbeiten, stellt fest, dass hier alles so dicht reingestopft ist, dass es sich nicht bewegen lässt und tut ganz cool so, als hätte er jetzt alles gesehen, was er sehen wollte. ich kann mir ein schmunzeln nur schwer verkneifen. Börni muss in der zwischenzeit all die mülltüten, die sich in der letzten woche angesammelt haben, öffnen und alles was sich darin befindet rauspulen, muss die schön zusammengefalteten segel wieder auseinanderfalten, muss unsere cockpitkissen von ihren bezügen befreien, muss fest verschraubte bodenbretter öffnen und so weiter und so fort. sie finden nix.

dann kommen noch diverse andere leute, ich kapier gar nicht mehr wer das alles ist und was die wollen. ungefähr 3x wird von 3 verschiedenen grüppchen alles ess- und trinkbare untersucht, nach insekten oder samen, die man nämlich auch nicht mit einführen darf. oder nach verdorbenem. nach 4 stunden ist das meiste erledigt (morgen kommt dann nochmal jemand) und wir dürfen endlich an land. alles in allem muss man aber hervorheben, dass die behörden ausnahmslos sehr freundlich waren und genauso geduldig mit uns wie wir auch mit ihnen waren.

die Asche des Kolumbus

von eva merker 28. Jan 2010 20:42

Santo Domingo

bei unserem ersten besuch in der hauptstadt Santo Domingo erfahren wir, dass Christoph Columbus hier hoch verehrt wird und mit feiertagen, gedenkstätten und dem wohl protzigsten grab das man sich vorstellen kann, gefeiert wird. für den Faro Colon, der äusserlich eher an eine Plattenbaute in Marzahn erinnert, wurde sogar ein Slumviertel "entsorgt". als wir ihn trotzdem anschauen wollen, wandeln wir durch finstere räume, und auf meine frage, ob es nicht irgendwo einen lichtschalter gibt, bekommen wir die antwort: tut uns leid, wir können uns die beleuchtung des gebäudes nicht leisten, wenn nicht genügend touristen da sind". und die pompöse lasershow, die hin und wieder nachts in den himmel gemalt wird, ist ziemlich umstritten, weil ein großteil der bevölkerung noch nicht einmal ausreichend mit strom versorgt ist. ansonsten ist die hauptstadt bunt, laut und chaotisch. als wir einmal mit dem bus in den feierabendverkehr kommen, haben wir fast das gefühl, der krieg sei ausgebrochen. es wird gehupt, geschriehen und gerammt. unser busfahrer quetscht sich in jede noch so kleine lücke um weiterzukommen, und wenn er dafür ein auto beiseiteschieben muss, dann macht es ihm nur noch mehr spass. zweimal rummst uns ein auto in die seite, weil es nichtmehr bremsen kann. dementsprechend sehen hier alle autos und busse aus als hätte man sie wieder vom schrottplatz geholt. es ist eher ungewöhnlich, wenn sie noch keine löcher, ganze fenster, stossstange und funktionierende scheinwerfer haben.

Boca Chica

von eva merker 28. Jan 2010 20:35

hier liegen wir zwar völlig überteuert aber sicher vor einem yachthafen an der mooring (festmacherboje). Boca Chica ist ein bunter touri-ort in dem sich die grösstenteils europäischen, alten, dicken männer junge, hübsche und grossbusige mädels für ihren urlaubsaufenthalt anmieten. wir mieten uns nur ein auto und fahren zusammen mit Bertel und Ute von der "Odin" ins hinterland. davon abgesehen, dass uns ein halber tag verloren geht, weil uns ein mopedfahrer in die seite knallt und dafür auch noch geld haben will, wir aber - typisch deutsch - wollen, dass alles seine ordnung hat und uns mit der polizei und etwa 50 dazukgekommenen mopedfahrern rumschlagen, bis die polizei den übeltäter am liebsten selbst bezahlen will, damit endlich alles vorbei ist, tja, bis auf das haben wir eine schöne zeit und entdecken das landesinnere der insel (wir werden später darüber aufgeklärt, dass das hier eben so läuft. derjenige, der geld hat, bezahlt denjenigen, der kein geld hat, ganz unwichtig, wer schuld oder einen schaden hat). wir fahren in die berge. es gibt hier über 3-tausender und die landschaft erinnert uns an südtirol. heimatliche gefühle machen sich breit. die berge und täler sind von lärchenwäldern überzogen und die leute hier bauen erdbeeren, birnen und äpfel an, was in der karibik einzigartig ist..

alles okay bei uns!

von eva merker 22. Jan 2010 15:21

nur kurz, für alle die sich sorgen machen. wir sind auf der gleichen insel, die von dem schrecklichen erdbeben erschüttert wurde. glücklicherweise weit genug entfernt. nur wissen wir jetzt nicht wie es weitergeht, es wird davor gewarnt an der Haitianischen küste entlangzufahren, zu gross ist das chaos und elend dort und daher zu gross das risiko überfallen zu werden. wir wollen aber nach Kuba, und da müssen wir unvermeidlich an Haiti entlang. wir werden wohl oder übel noch ein wenig warten müssen, bis entwarnung gegeben wird.


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