Börnis verpatzter Geburtstag oder das Grauen vom Rio Dulce

von eva merker 22. Jan 2010 15:11

Dominikanische Republik

wir segeln 4 tage und nächte von Dominica bis zur Dom. Rep. (bitte im kopf beim lesen ganz ausformulieren, ich finde dieses "dommrepp" ganz schlimm. aber wenn ich das jedesmal ausschreibe, sitz ich hier noch länger) leider werden wir hier nicht sehr freundlich willkommen geheissen. wir ankern in der flussmündung des Rio Dulce, da es hier eine zoll- und einwanderungsbehörde gibt. da kommen dann erstmal diverse uniformierte und schwerbewaffnete männer an bord, gucken sich um und wollen, jeder einzelne natürlich, ein kleines vermögen für ihre bemühungen oder dafür, dass sie ein auge auf unser boot haben und wir hier sicher liegen. naja, das haben wir schon gehört und geahnt, dass man hier ne menge geld loswird, damit man willkommen ist und dann auch in ruhe gelassen wird. aber das war noch garnicht das unschöne erlebnis. das kommt noch. wir haben uns Börnis 33. geburtstag ausgesucht, um eine dingifahrt in den Rio Dulce zu unternehmen. ein sonntag. also fahren wir los. wir nehmen (zum glück) mal den geldbeutel mit. kann ja sein, dass man da irgendwo an land gehen kann um sich ein eis oder sonstwas schönes einzuverleiben. als um uns rum nur noch hügel und wald sind, zauberhafte landschaft übrigens, waten ein stückchen hinter uns 3 männer durchs hüfttiefe wasser. einer hält ein gewehr über seinem kopf. sie sehen uns und scheinen sich irgendwie zu beraten. bis jetzt noch wenig irritierend. wir fahren um die nächste flussbiegung und stellen nach 100 metern fest, dass sie uns folgen. dann führt der fluss in eine sackgasse. kleine kaskaden plätschern in den fluss und darüber ist ein areal mit vielen wasserbecken in denen sich scheinbar ein paar leute vergnügen. jedenfalls hören wir stimmen hinter den büschen. wir machen das dingi fest und beobachten noch ein paar minuten die 3 männer. sie stoppen 50 meter von uns entfernt und scheinen sich im wald zu verstecken. vielleicht geht da aber auch ein weg ab und wir bilden uns nur ein, dass sie sich verstecken und irgendwas im schilde führen? auf jeden fall ist uns so mulmig zumute, dass wir die leute, die da am planschen sind, bitten, sich gut sichtbar am fluss aufzustellen und zu warten, bis wir an den versteckten männern vorbei und um die nächste flussbiegung rum sind. sie kommen im grossen pulk mit uns mit um sich ein bild von unserer verzweifelten situation zu machen. da verschwinden die 3 männer aber grade wieder um die flussbiegung. sie haben wohl auch die stimmen gehört und sind wieder abgezogen. für uns ein beweis mehr, dass sie was böses im sinn haben. aber die locals winken bloss ab und erklären uns überzeugend, dass das nur fischer seien, die mit der harpune jagen und wir ohne bedenken nach hause fahren können. also steigen wir ins boot und die jungs verschwinden wieder in ihren gumpen. kurz vor der kurve wird uns dann wieder recht mulmig zumute. instinktiv wissen wir was passiert. das war zu eindeutig. aber irgendwie wollen wir es auch nicht wahrhaben und ausserdem müssen wir ja auch wieder zurück, es gibt keinen anderen weg. was machen, vollgas geben, so schnell wie geht an ihnen vorbei, augen und ohren zu? wer weiss, wie skrupellos die sind, vielleicht schiessen sie dann ja gleich drauflos? wir fahren in normalem tempo weiter und es kommt wie es kommen muss: plötzlich springen sie von beiden seiten aus den büschen und schneiden uns den weg ab. mit dem gewehr auf uns gezielt und einem klappmesser, gut sichtbar. wir halten an, und ich frage was sie denn wollen. geld natürlich. und wir sind wirklich froh, dass wir welches dabei haben. wir wollen einfach nur, dass sie so zufrieden wie möglich sind und uns ziehen lassen. sie sind nicht älter als 16-18 jahre, sehen aber sehr verwegen und ernstzunehmend aus und wer weiss, wie hier bei der jugend die mutproben aussehen. wer sich traut zu schiessen....... laut berichten ist die gewaltbereitschaft auf dieser insel sehr hoch. wir haben wirklich angst, es ist ein grauenhaftes gefühl in einen 1 meter entfernten gewehrlauf zu schauen. keiner würde die schüsse oder unsere schreie hier hören. wir geben ihnen alles was wir haben. zum glück sind sie zufrieden mit den umgerechnet fast 200 euro, was für sie ziemlich viel geld ist. noch weiter mit dem gewehr auf uns zielend, damit wir nicht gleich losfahren, sondern ihnen vorsprung geben, verschwinden sie in den büschen. zitternd warten wir 10 minuten bis wir langsam, die blicke immer nach rechts und links in die büsche gerichtet, zurück ans schiff fahren. wir ärgern uns nicht über das verlorene geld, zu gross ist die erleichterung darüber, dass wir da heil rausgekommen sind.

so schnell wir möglich wollen wir von hier weg. wir checken aus und segeln zum nächsten hafen, nach Boca Chica.

von Haien und Schweinen

von eva merker 22. Jan 2010 15:04

wieder in Grenada

am mittwoch, den 28.10. laufen wir um 6 uhr morgens bei aufgehender sonne und mit drei wunderbaren goldmakrelen im netz in der bucht von Hog Island ein, ach wie schön wieder hier zu sein! viele alte und wie immer auch neue gesichter, die tage und wochen verfliegen und am 18. November kommen dann Julian und Agnes geflogen. die bleiben für 4 wochen bei uns an bord und wir erleben viele schöne abendteuer miteinander. unter anderem:

-Hog Island brennt. die ganze nacht sieht man den feuerschein und riecht den rauch. am nächsten tag sehen wir, dass etwa ein drittel der insel schwarz ist. die bäume und grösseren büsche haben das feuer zum glück überlebt. wir retten einen noch schwelenden baum indem wir wasser in einer grossen conch-muschel vom meer holen

-Joe feiert seinen 50. geburtstag mit spanferkel und livemusik auf Hog. praktischerweise ist das der gleiche tag, an dem wir uns verabschieden, denn am nächsten tag wollen wir weitersegeln. also haben wir eine tolle abschiedsparty mit spanferkel und livemusik für umme.

-bepflanzen den einbaum am tag unseres abschiedes mit agaven und kakteen (leider hat es das salzwasser nicht gemocht und ist ein wenig gespalten, also spenden wir es Rogers Bar auf Hog Island als blumenbeet)

-goodbye Hog Island, goodbye to all our friends there-hope we´ll stay in contact. thanks for all!

-entdecken isle Ronde, eine unbewohnte robinson-insel mit schönstem schnorchelriff und einem langen, palmenbestandenen sandstrand ganz für uns alleine. Julian und Börni lernen cocospalmen zu besteigen und laden so viele nüsse in unser dingi, dass wir auf dem weg zurück zur Kismet fast untergehen. das wasser schlägt ins boot und da es mit 4 personen eh schon völlig überladen ist, müssen wir schnell ein paar nüsse über bord werfen um uns zu retten.

-wir angeln einen hai. mindestens 1 meter lang. der guckt aber so süss und unschuldig drein, dass wir es nicht übers herz bringen ihn zu erdolchen. also kappen wir die leine und lassen ihn seine wege ziehen

-schnorcheln in den Tobago Cays mit schildkröten und haien

-backen am 6. dezember mit Bea und Peter auf der Bajazzo "GRATIMA", ein schweizerisches traditionelles nikolausgebäck. jeder formt aus hefeteig selbst ein männchen, dass er dann später auch selbst verschlingen darf. dazu gibt es literweise kakao. wir bekommen alle einen zuckerschock und können uns den restlichen tag nicht mehr rühren

-nochmal weihnachts"gebäck". wir rollen rum-nuss- und cocos-dattel-kugeln, verschenken sie aber auch gleich wieder an 2 boote, die unser treues und einziges dingi vor dem sicheren abdriften bis an die venezuelanische küste gerettet haben

-wir "fangen" einen riesenschwarm delfine ein, mindestens 200 stück, die dann auch fröhlich um unser boot tanzen und uns mit mindestens 3facher rolle seitwärts (paarmal drehen um die eigene achse ausserhalb des wassers) schwer beeindrucken

-wir gehen auf st. vincent in der berüchtigten Cumberland-Bay vor anker, in der wir allerdings nur gute und sehr gute erfahrungen machen

-vulkanbesteigung. Logi, unserer guide und seines zeichens Rasta, zeigt uns stolz die vielen marihuanaplantagen am hang des soufriere. auf Börnis frage, ob die polizei die felder nicht abbrennt, antwortet er: "they can´t burn it all. it´s all over..."

-Börni und Julian segeln allein raus um todesmutig sturmtaktiken zu üben

nach 4 schönen gemeinsamen wochen lassen uns Agnes und Julian wieder alleine und wir wiederstehen nur zögerlich dem freundlichen angebot von Carlos, der übrigens ein genauso begnadeter tänzer ist wie Adriano Celentano, bei sich und seiner familie zuhause weihnachten zu feiern. wir haben dummerweise schon ausgecheckt und könnten massiven ärger mit den behörden kriegen, wenn wir nicht in den nächsten 24 stunden die insel verlassen. ausserdem wollen wir ja auch weiter. und weihnachten auf hoher see verbringen, irgendwo zwischen Martinique und der Dominikanischen Republik. wird aber wieder nix, wie soviele pläne zuvor auch. der wind bläst nicht so wie er soll, da ist eine störung genau auf unserer strecke, und das wollen wir uns nicht antun. also segeln wir, nachdem wir uns mit europäischen köstlichkeiten verproviantiert haben (Martinique ist ja quasi Frankreich) erstmal nur weiter bis Dominica. weils uns da auch so gut gefallen hat. und weil die leute dort sehr partyfreudig sind, wollen wir sylvester auf Dominica mitnehmen, weil wir es letztes jahr auf Tobago ja einfach verschlafen haben. die kariben ansich lechzen nach jeder sich bietenden gelegenheit um ein tolles fest mit lauter musik zu feiern. in St. Vincent zum beispiel gibt es die sogenannten "nine mornings". sie stehen, wenn es nur noch neun tage bis weihnachten sind, jeden morgen gegen drei oder vier uhr auf, feiern mit livemusik, tanz und tamtam bis sieben uhr und gehen dann zur arbeit. neun tage lang! dennoch: unerwarteterweise feiern die Dominikaner gar nicht sylvester. es ist fast nix los auf den strassen von Portsmouth. ein paar locals lungern rum, wie immer, und ein paar andere segler auch, aber sonst-nix los! schade eigentlich. wir betrinken uns trotzdem recht anständig zusammen mit leisha und greg, 2 australiern, die noch ein bisschen jünger sind als wir und segelnderweise auf dem weg nach hause sind, und fallen uns wie es sich gehört, die besten wünsche lallend, pünktlich um 24 uhr in die arme. eine einsame rakete steigt etwas entfernt am himmel auf. und das wars auch. unser kater reicht für zwei tage und dann verabschieden wir uns leise von den kleinen antillen.

Boerni und sein Einbaum

von börni 23. Okt 2009 17:23

mitten im Dschungel

von börni 22. Okt 2009 19:47

noch zwei tage stecken wir unsere köpfe mit den Tschechen zusammen und haben noch einigen spass, bis sie aus zeitmangel beschliessen zurück nach Trinidad zu fahren. von ungeduld getrieben, fahren wir zu Eloy, dem ersten Warao den wir in dem fluss getroffen haben, um bei der anfertigung meines einbaums (Curiaras) zuzusehen, den ich mir bei ihm bestellt hatte. natürlich wurde er nicht neu angefertigt und war auch viel zu gross, um ihn an deck zu hieven und damit noch vernünftig segeln zu können, aber immerhin war er da. und er ist wunderschön. wir haben ihn dann für die hälfte des ausgemachten preises gekriegt, für 100 us-dollar und ein paar t-shirts. das paddeln macht riesigen spass, es gibt unzählige schmale seitenarme die direkt in den Dschungel führen. wir sehen bei unseren ausflügen mit dem Curiara brüll,- und kapuzineraffen, papageien, riesige waruwarus (schmetterling auf warao), taranteln, fischen Piranhas und paddeln an den boas, pumas, tiegern, capiwaras und was da sonst noch so rumläuft ungesehen vorbei. wir kommen uns vor wie adam, börni und eva.

nach 5 wochen versuchen wir mit mühe, uns an den geschmack karibischen bieres zu erinnern, und stellen fest, daß selbst die beste erinnerung nicht an die realität heranreicht. daher quetschen wir den einbaum irgendwie an deck (ich bringe es noch nicht fertig ihn zurückzulassen) und segeln mehr schlecht als recht zurück nach Trinidad. mal sehen ob wir jemals wieder in dieses schöne land kommen, in dem auf jeden mann sieben frauen kommen und 200 liter diesel nur 1,60 euro kosten.


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